Einführung
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am 21. Januar 2025 eine wichtige Entscheidung zur Vergewaltigung mittels K.O.-Tropfen getroffen (Az. 3 StR 512/24). Der Fall betrifft die Verurteilung eines Ehemannes, der seiner Frau heimlich K.O.-Tropfen verabreichte, um sexuelle Handlungen an ihr vorzunehmen. Die Entscheidung des BGH präzisiert die rechtliche Einordnung solcher Taten und hat erhebliche Auswirkungen auf die Rechtsprechung.
Sachverhalt
Der Angeklagte versetzte das Getränk seiner Ehefrau mit K.O.-Tropfen, die eine hohe Konzentration an GBL enthielten. Infolge der Verabreichung verlor die Ehefrau das Bewusstsein. Der Angeklagte nutzte diesen Zustand aus und vollzog an ihr den Analverkehr, wobei er ihren Schließmuskel verletzte. Am nächsten Morgen litt die Frau unter Schmerzen, Blutungen, Benommenheit, Übelkeit und Kopfschmerzen.
Rechtliche Würdigung
Das Landgericht Düsseldorf verurteilte den Angeklagten wegen besonders schwerer Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Der BGH bestätigte die Verurteilung wegen schwerer Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung, hob jedoch die Verurteilung wegen besonders schwerer Vergewaltigung auf.
Entscheidung und Begründung des BGH
Der BGH stellte fest, dass die Verabreichung von K.O.-Tropfen mittels einer Pipette nicht als Verwenden eines gefährlichen Werkzeugs im Sinne des § 177 Abs. 8 Nr. 1 Alt. 2 StGB gewertet werden kann. Auch sah der BGH keine ausreichenden Belege für eine konkrete Todesgefahr im Sinne des § 177 Abs. 8 Nr. 2 Buchst. b StGB. Die heimliche Verabreichung der Tropfen stellt jedoch Gewalt im Sinne von § 177 Abs. 5 Nr. 1 StGB dar und begründet in Verbindung mit dem Analverkehr das Regelbeispiel des § 177 Abs. 6 Satz 2 Nr. 1 StGB. Die Verwendung der K.O.-Tropfen erfüllt zudem den Qualifikationstatbestand der schweren Vergewaltigung nach § 177 Abs. 7 Nr. 2 StGB. Die durch die Verabreichung der K.O.-Tropfen und die Verletzung des Schließmuskels verursachten gesundheitlichen Beeinträchtigungen stellen eine gefährliche Körperverletzung gemäß § 224 Abs. 1 Nr. 1, 3 und 5 StGB dar.
Auswirkungen
Die Entscheidung des BGH verdeutlicht die strenge rechtliche Beurteilung von Sexualdelikten unter Verwendung von K.O.-Tropfen. Die Einordnung als schwere Vergewaltigung unterstreicht die Gefährlichkeit solcher Taten und die Schutzbedürftigkeit der Opfer. Die Entscheidung hat Bedeutung für zukünftige Fälle und trägt zur Klärung der Rechtslage bei.
Schlussfolgerung
Der BGH hat mit seiner Entscheidung die Rechtsprechung zur Vergewaltigung mittels K.O.-Tropfen präzisiert. Die Verurteilung des Angeklagten wegen schwerer Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung unterstreicht die Bedeutung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung und der körperlichen Unversehrtheit. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Rechtsprechung in diesem Bereich weiterentwickeln wird.
Quelle:
Bundesgerichtshof, Beschluss vom 21. Januar 2025 - 3 StR 512/24 (abrufbar über die Website des Bundesgerichtshofs oder juris)